«Frl. Professor Dr. Tumarkin in Dankbarkeit» (Heinrich Barth, 1913) ‒ Lebenswege ihrer Doktorierenden
Anna Tumarkin hatte als erste Frau Europas, die Dissertationen betreuen und Prüfungen abnehmen durfte, hohe Ansprüche an ihre Doktorierenden. Sie vergab nur selten Bestnoten. Insgesamt betreute und prüfte Tumarkin 13 Dissertationen. Darunter waren sieben Personen aus Osteuropa, fünf Frauen, und vier ihrer Schweizer Doktoranden wurden selbst Professoren: Heinrich Barth (1890‒1965), Fritz Marti (1894‒1991), Gustav Emil Müller (1898‒1987) und Hans Strahm (1901–1978).
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Nach dem Rücktritt Ludwig Steins 1910 übernahm Tumarkin dessen Doktorierende. Darunter die aus dem Zarenreich stammende Jüdin Eva Chava Schapira (1876‒1943), die nach ihrer Promotion 1910 Bern verliess und zu einer Pionierin der hebräischen Literatur avancierte. 1941 wurde sie aus Prag deportiert und kam 1943 im KZ Theresienstadt ums Leben. Eine weitere Doktorandin war die Revolutionärin Emilia Lurie (1881‒1942), die 1913 promovierte. Die in Warschau geborene Lurie hatte sich 1905 an der ersten russischen Revolution beteiligt, kehrte 1921 in das revolutionäre Russland zurück und verhungerte 1942 während der Leningrader Blockade.
Autorin: Julia Streit
Bildquellen: StABE N Tumarkin 1/13 / Jewish Public Library Archives (Montréal), Chava Shapiro Fonds, Fonds 1390, 1390_001