«Wie so neu erschien mir Alles, als ich meine Heimath zum ersten mal verliess!»

Anna Tumarkin wurde 1875 in Dubrowna im westlichen Zarenreich (heute Belarus) geboren, zog jedoch bald mit ihrer gutsituierten Familie nach Kischinew/Chişinău in Bessarabien (heute Republik Moldau), wo sie ihre gesamte Kindheit und Jugend verbrachte. Bis zu ihrem neunten Lebensjahr wurde Tumarkin zu Hause unterrichtet, bevor sie das Mädchengymnasium in Chişinău besuchte, das sie 1891 abschloss. Bildung und Mehrsprachigkeit galten in ihrer Familie als hohes Gut, deshalb lernte sie auch früh Deutsch.

Um ein Studium zu absolvieren, brach Tumarkin 1892 in die ferne Schweiz auf, wo sie sich an der Universität Bern immatrikulierte. «Bis dahin habe ich noch nie ohne meine Verwandte einen einzigen Tag verbracht. Und nun verliess ich mein Haus, meine Eltern, meine Geschwister, meine Freunde, ging tausende Werst weit und kam in ein Land, [...] wo ich Niemanden kannte», schrieb sie später. Ihrer Familie und Heimatstadt, die sie 1925 und 1937 mit ihrer Lebenspartnerin Ida Hoff (1880‒1952) besuchte, blieb sie eng verbunden.
Autorin: Franziska Michel
Biographische Skizzen von Anna Tumarkin
Schreiben von Anna Tumarkin (undatiert), 4 Seiten. Quellennachweis: StABE N Tumarkin 1/2
Bildquelle: Fotograf: Pavel M. Kondratskiy, New York Public Library, Digital Collections, https://digitalcollections.nypl.org/items/510d47db-a6dd-a3d9-e040-e00a18064a99