Frauenstudium in Bern: Osteuropäische Pionierinnen ‒ Schweizer Nachzüglerinnen

Die Universität Bern hat 1874 das Frauenstudium im europaweiten Vergleich früh ermöglicht. Zuerst nutzten vor allem Studentinnen aus dem Zarenreich die Chance und veränderten mit ihrer Pionierinnenrolle das Geschlechterverhältnis der schweizerischen Bildungslandschaft positiv und nachhaltig.

Grafik zur Herkunft der Studentinnen in der Schweiz 1864‒1927. Sie zeigt eindrücklich die hohe Zahl Studentinnen aus dem Zarenreich. Erst 1914 steigt die Zahl an Schweizerinnen.

Für Schweizerinnen war der Bildungsweg steiniger: Erst mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 studierten mehr Schweizerinnen als Ausländerinnen an der Universität Bern. Dies hatte mehrere Ursachen: Aufgrund fehlender Mädchengymnasien hatten Schweizer Frauen eine schlechtere Vorbildung als Männer. Zusätzlich hatten Studentinnen lange mit Vorurteilen und Diskriminierung zu kämpfen. Diese entstanden unter anderem durch traditionelle Rollenbilder, die Hausfrau und Mutter als den «wahren» Beruf einer Frau ansahen. Erschwerend kam hinzu, dass Frauen durch den Ausschluss von Studentenverbindungen lange keine Netzwerke knüpfen konnten. Zudem fehlten Frauen in akademischen Positionen, die eine Vorbildfunktion hätten ausüben können. 

Autorin: Hanna Brem 

Bildquelle: Das Frauenstudium an den Schweizer Hochschulen. Hg. vom Schweizerischen Verband der Akademikerinnen. Zürich etc.: Rascher & Cie. Verlag, 1928, S. 316.