Vorurteile: Die Studentinnen aus dem Zarenreich in der Berner Presse
Die Studentinnen aus dem Zarenreich blieben in der Berner Öffentlichkeit nicht unbemerkt. Eine Zeitungsdebatte aus dem Jahr 1904 zeigt, dass den pauschal als «russische Studentinnen» bezeichneten Frauen auch mit Ablehnung begegnet wurde. «Das Geheimnisvolle in ihrem Blicke, das pechschwarze, ausdrucksvolle Auge, [...] verraten ihre Abkunft, ihre Rassenzugehörigkeit, ihr Geburtstand. Diese Studentin ist nicht Russin, sondern Jüdin», schrieb das konservative Berner Tagblatt am 9. Mai 1904 und sparte nicht mit antisemitischen Vorurteilen.

Treffend resümierte die Tageszeitung Der Bund damals die Fremdenfeindlichkeit gegenüber den Studentinnen aus dem Zarenreich mit den Worten: «Die Zeitungsannoncen: ‹keine Russen!› [...] und nicht zum mindesten die wohlgemeinten Presse-Einsendungen über die ‹Russenplage›, machen ihr schnell begreiflich, dass sie auch in der freien Schweiz nicht aufgehört hat, ein fremdes Anderes zu heissen.»
Autor: Lionel Plüss
Zeitungsdebatte über die «russischen Studentinnen» in Bern im Jahr 1904
Bildquelle: Anzeiger Region Bern (vormals Anzeiger für die Stadt Bern)