Frauenbildung im Zarenreich

Die Ursachen für die hohe Zahl von Pionierinnen aus Osteuropa an Schweizer Hochschulen liegen in der wechselhaften Frauenbildungspolitik des Zarenreiches begründet. Seit 1856 konnten dort Mädchengymnasien eröffnet werden, die jedoch weitgehend in privater Trägerschaft blieben. Bis zum Ende des Zarenreiches erfreuten sie sich besonders in Städten und in liberalen Kreisen einer wachsenden Beliebtheit. 

Teilnehmerinnen eines höheren Frauenkurses an der St. Petersburger Staatlichen Universität, um 1900
Teilnehmerinnen eines höheren Frauenkurses an der St. Petersburger Staatlichen Universität, um 1900

Der Wunsch nach gleichberechtigtem Zugang zu Bildung erstreckte sich auch auf die Hochschulen. Bereits seit 1859 durften Frauen Vorlesungen besuchen, was ab 1863 jedoch wieder verboten wurde. Für bildungshungrige Frauen blieb nur der Gang ins Ausland, besonders in die Schweiz, um studieren zu können. 1872 wurden im Zarenreich höhere Frauenkurse bewilligt, vor allem im Bereich der medizinischen Ausbildung, da ärztliches Personal besonders auf dem Land benötigt wurde. Nach der Ermordung von Zar Alexander II. 1881, an der auch zwei Frauen beteiligt waren, wurden diese Kurse wieder geschlossen. Erst nach 1900 konnten Frauen erneut höhere Frauenkurse und Universitäten als Gasthörerin besuchen. 1913 durfte sich die erste Frau an der Universität Tomsk in Sibirien einschreiben. 

Autorin: Carmen Scheide

Bildquelle: www.russiainphoto.ru