Ein Befürworter des Frauenstudiums: Rektor Hans von Scheel (1839‒1901)

Nachdem sich die adelige Revolutionärin Jekaterina Gontscharowa (1841‒1919) 1870 als erste Frau an der Universität Bern immatrikulieren durfte, häuften sich in den nachfolgenden Jahren Anfragen von Frauen zur Zulassung. Darauf reagierte die Berner Regierung im Oktober 1873 mit der Einsetzung einer Kommission zur Zulassungsfrage. Professor Hans von Scheel, Nationalökonom und 1873/74 Rektor der Universität Bern, leitete das Gremium.
In seiner programmatischen Rektoratsrede zum Stiftungstag der Universität Bern 1873 mit dem Titel Frauenfrage und Frauenstudium werden seine liberale und fortschrittliche Haltung, aber auch die Widerstände und Argumente der Gegner ‒ etwa zum «Gewicht des weiblichen Gehirns» ‒ ersichtlich. Für Rektor von Scheel war die Forderung nach dem Frauenstudium Teil neuer zeitgenössischer sozioökonomischer Umwälzungen und überhaupt «eine berechtigte Forderung der Gegenwart» nach Gleichberechtigung. Nicht zuletzt dank seiner Unterstützung wurde Frauen in Bern im Januar 1874 per Reglement die amtliche Erlaubnis der Immatrikulation erteilt.
Autor: Luka Bächler
Hans von Scheels programmatische Rektoratsrede zum Frauenstudium
Bildquelle: StABE, Universitätsarchiv Bern, Digitale Dokumentation ‒ Rektoren